Richtig lernen richtig gemacht!

Ich denke es ist richtig, vorerst zu bemerken, dass es auf gar keinen Fall einen einzigen Weg gibt richtig zu lernen. Allein, dass jede Person selbstständig und anders denkt als manch andere, ist ein Beweis dafür, dass wir unsere Methoden, wie wir Dinge verarbeiten, an uns von Grund auf angepasst haben und unsere eigenen „Köpfe“ haben. Zudem passen manche Lernmethoden auch einfach nicht für jede Person.

Daher möchte ich im Voraus sagen, das die hier aufgelisteten Methoden einfach nur Tipps von mir sind. Für die einen mag es offensichtlich klingen, für die anderen vielleicht eher weniger. Ich hoffe, ich kann dennoch jede(n) LeserIn überzeugen.

Im Studium, egal welches, hört man sehr oft, dass „Time Management“ sehr wichtig ist. Dem kann ich nur zustimmen. Als Vollzeit-Student mit Teilzeitjob muss ich meine Woche immer gut planen, damit ich nicht zu viel nachholen muss. Was mir dabei aufgefallen ist, dass ich den straffen Zeitplan regelmäßig einhalten kann, ist indem ich richtig lerne. Damit meine ich eine effiziente Vorgehensweise, um das Gelernte im Langzeitgedächtnis zu speichern. Dazu bedarf es eines systematischen Ablaufes. Eine nicht so effektive Lernmethode würde eher dazu führen, dass ich das Gelernte wiederholen müsste und so wieder mehr Arbeit und Zeit investieren müsste. Denn seien wir mal ehrlich, im Jurastudium wird es nie weniger, im Gegenteil, es kommt immer mehr und mehr dazu. Natürlich will ich damit nicht sagen, dass ich dadurch ein Repetitorium ersparen kann, aber durch diese Methode fällt es mir wesentlich leichter den Stoff für längere Perioden zu merken.

Organisiertes Lernen ist hier das Stichwort (oder eher „Stichphrase“). Aber was ist nun die Methode?

Um euch zu zeigen, wie ich vorgehe, habe ich einen Sachverhalt ausgesucht und gehe diesen Schritt für Schritt durch. Diejenigen, die noch etwas Probleme mit dem Auswendiglernen haben, werden (hoffentlich) merken, wie leicht es doch sein kann. Denn wie oben schon erwähnt, es wird nicht weniger, sondern mehr. Da ist es vollkommen verständlich, dass man sich etwas überfordert fühlt oder nicht weiß, wo man anfangen soll.

Nun zum wichtigen Teil. Aber vorerst, der Sachverhalt: Stellt euch vor, ihr müsst die Körperverletzungsdelikte auswendig lernen. Wo fängt man am besten an? Schaut euch dazu folgende Grafik an:

körperverletzungsdelikte

Auf dem allerersten Blick scheinen mich viel zu viele Normen auf einmal zu überwältigen. Die Farben dienen nicht zum Hervorrufen eines pathologischen Zustandes (hier Augenkrebs), sondern sind Gruppierungen. Dazu gleich mehr.

Schritt 1

Damit ich die Grafik besser verstehen kann, muss ich erst einmal wissen, wie die jeweiligen Normen heißen. Dazu sortiere ich meist aufsteigend. Das würde dann so aussehen:

  • 223 (Einfache Körperverletzung)
  • 224 (Gefährliche Körperverletzung)
  • 225 (Misshandlung von Schutzbefohlenen)
  • 226 Abs. 1 (Schwere Körperverletzung, Erfolgsqualifikation)
  • 226 Abs. 2 (Schwere Körperverletzung, Qualifikation)
  • 227 (Körperverletzung mit Todesfolge)
  • 229 (Fahrlässige Körperverletzung)
  • 231 (Beteiligung an einer Schlägerei)
  • 340 (Körperverletzung im Amt)

Schritt 2

Jetzt kommen die Farben ins Spiel. Durch die Einteilung der Normen in eine Gruppe (Vorsatz, Vorsatz/Fahrlässigkeit, Fahrlässigkeit, Gefährdung) fällt es mir so leichter, die Normen korrekt einzuordnen. Diese Gruppierung von ähnlichen Elementen mache ich aber meistens im Kopf. Durch die Farben möchte ich lediglich demonstrieren, wie ich vorgehe, nachdem ich die Normen problemlos nacheinander auflisten kann. Denn wichtig ist auch zu wissen, wie sich die einzelnen Normen ähneln und welche Verbindungen sie zueinander haben.

Schritt 3

Stift und Papier raus, denn jetzt wird geschrieben und geschrieben. Schritt 3 ist eine Kombination aus 1 und 2. Jetzt schreibe ich die soeben gelernten Körperverletzungsdelikte genau so auf, wie oben in der Grafik. Und zwar solange, bis ich es fehlerfrei schaffe und aus meinem Gedächtnis heraus.

Schritt 4

Habe ich Schritt 3 verwirklicht, so widme ich mich dem Aufbau der einzelnen Normen. Und auch da ist die Methode ziemlich ähnlich. Ich schaue mir an, was die Delikte gemeinsam haben und wie sie sich jeweils unterscheiden. Dabei werfe ich auf die Unterscheide ein besonderes Auge.

Schritt 5

Bitte beachtet: bis hierhin habe ich noch keine Definition auswendig gelernt, sondern erst mal nur den „objektiven Teil“. Habe ich den im Kopf, widme ich mich nun den einzelnen Definitionen. Denn erst, wenn mir die ganzen Normen bekannt sind, kann ich die einzelnen Definitionen viel besser der jeweiligen Norm zuordnen und weiß auch, wo diese im Prüfungsaufbau hingehören. Das gleiche gilt für die einzelnen Theorien, von denen es im Strafrecht bekanntermaßen sehr wenige gibt (nicht!).

Fazit

Bei dieser Lernmethode geht es hauptsächlich um sogenannte Mustererkennung. Ich schaue mir an, wie sich die Elemente gleichen und stecke diese mental in eine Kiste (Gruppierung). Das mache ich mit dem Rest und erst wenn ich weiß, was in jeder Kiste steckt, widme ich mich den subjektiven Merkmalen (Definitionen, Theorien, Rspr./h.M., etc.).

Ich habe mir das so angeeignet und komme damit besser klar, als wenn ich jedes einzelne Delikt einzeln lerne, auch wenn das für manche viel effektiver ist. Wie gesagt, Lernmethoden sind nicht immer passend für jedermann, man muss meiner Meinung nach experimentierbereit sein und eine kreative und offene Einstellung haben.

Ich hoffe, ich konnte mit diesem Beitrag einigen weiterhelfen. Ich kenne das Gefühl von Verzweiflung sehr gut, aber man sollte meiner Meinung nach immer einen organisierten Weg für sich finden, wie man am besten mit dem Problem umgehen kann. Denn nur so kommt es einem nicht so vor, als würden die Profs einen mit sehr viel Material unterdrücken. Zumindest nicht so krass.

Ich würde mich über Kommentare, Kritik und vor allem eure persönliche Lernmethode bzw. Präferenz freuen. Hinterlasst dazu einfach unten einen Kommentar. Ansonsten frohes Lernen!

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Van
Van

Van hat Jura an der Ruhr-Universität Bochum studiert und belegte den Schwerpunkt "Unternehmen und Wettbewerb" mit Fokus auf Urheberrecht, Gewerblichen Rechtsschutz und Datenschutzrecht. Neben Jura interessiert er sich für Fotografie, Sport und Web 2.0. Außerdem mag er Katzen.